Darf man im Wohnmobil eigentlich überall übernachten? Gibt es spezielle Verkehrsregeln?

Ein Wohnmobil verspricht maximale Flexibilität. Man fährt los, hält, wo man will und bleibt, so lange es einem gefällt. Erfahrene Camper wissen, was auf sie zukommt. Doch gerade für Neulinge gibt es vieles zu beachten.

Welchen Führerschein braucht man?

Wer vor 1999 einen Führerschein der Klasse 3 gemacht hat, darf damit Fahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen bewegen. Das reicht auch für große Wohnmobile locker aus. Bei den neueren B-Führerscheinen liegt das Limit bei 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Das sollte man beim Mieten unbedingt beachten. Zum Gesamtgewicht zählt neben dem Fahrzeug selbst auch alles, was eingeladen wird. Also Gepäck, Fahrräder am Heck und natürlich die Passagiere.

Darf man überall übernachten?

Erholungspausen am Steuer sind in Deutschland grundsätzlich erlaubt. Das gilt für Autos und auch für Wohnmobile überall dort, wo Parken laut Straßenverkehrsordnung zulässig ist. Wer also eine Nacht am Straßenrand steht, hat normalerweise nichts zu befürchten, das zählt zum sogenannten "Gemeingebrauch". Das Gleiche gilt für öffentliche Parkplätze, wenn diese auch für Wohnmobile offen sind. Das Schild "Nur für Pkw" schließt Caravans dagegen aus.

Wichtig: Ruhepause bedeutet wirklich nur Übernachten und dann möglichst bald weiterfahren. Eine Nacht ist in Ordnung, zwei schon nicht mehr. Außerdem darf man sich am öffentlichen Abstellort nicht wie auf einem Campingplatz ausbreiten. Tisch und Stühle müssen also im Wohnmobil bleiben, auch Vorzelte zählen nicht mehr zum zulässigen Gemeingebrauch.

Gilt das auch im Ausland?

Nicht unbedingt. In Belgien, Italien und Österreich ist wildes Campen für eine Nacht normalerweise erlaubt. Doch in den meisten europäischen Ländern gelten strengere Regelungen. In Portugal, Dänemark oder Griechenland beispielsweise ist das Übernachten außerhalb von Campingplätzen generell verboten. In Großbritannien, Irland, Norwegen, Spanien oder Frankreich sind die örtlichen Vorschriften zu beachten.

Was kostet das Abstellen?

Wer die Nacht im Camper an der Straße oder in der freien Natur verbringt, zahlt dafür gar nichts. Frischwasser oder Strom für die Batterie gibt es hier natürlich nicht. Und den Abwassertank darf man auch nicht in der Wildnis entleeren. Spätestens alle paar Tage sollte man also einen offiziellen Stellplatz ansteuern. Die Preise variieren nach Saison und Lage, meist rufen die Betreiber zwischen 10 und 20 Euro pro Nacht auf.

Wie lange dürfen Wohnmobile an einem Ort geparkt werden?

Die Straßenverkehrsordnung legt fest, wo und wie Fahrzeuge geparkt werden dürfen. Hier gelten für Wohnmobile die gleichen Regelungen wie für Autos. Zusammengefasst: Durch das Parken sollen andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet und möglichst wenig behindert werden. Eine zeitliche Beschränkung gibt es normalerweise nicht. Solange das Wohnmobil zugelassen und verkehrstüchtig ist, darf es also auch monatelang an der gleichen Stelle stehen. Nur übernachten darf man darin eben nicht. Und anders als Autos dürfen Wohnmobile mit mehr als 2,8 Tonnen Gesamtgewicht auch nicht mit zwei Rädern auf dem Gehweg geparkt werden.

Darf man Abwasser in den Gully schütten?

Dass die Chemikalientoilette nicht im Gully entleert werden darf, versteht sich von selbst. Aber wie sieht es mit dem Grauwasser aus, das beim Duschen und Abwaschen entsteht? Auch das darf man nicht einfach auf die Straße schütten. Auf Campingplätzen und teils auch an Tankstellen gibt es sogenannte Dump-Stations, bei denen man das Abwasser los wird.

Dürfen sich Mitreisende während der Fahrt im Wohnbereich aufhalten?

Das klingt komfortabel, ist aber verboten. Solange der Wagen rollt, müssen alle Mitfahrer angeschnallt auf den Sitzplätzen bleiben.

Wie schnell darf man fahren?

Das hängt von der Größe ab. Für Wohnmobile bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht greifen die gleichen Regeln wie für Pkw: Bis zu 100 km/h sind außerhalb geschlossener Ortschaften erlaubt, auf der Autobahn gelten - wenn nicht anders angegeben - keine Limits. Reisemobile über 3,5 Tonnen dürfen außerhalb geschlossener Ortschaften nur 80 km/h fahren und auf Autobahnen und Kraftfahrtstraßen maximal 100 km/h.